Die Stadtentdecker - Vier Kurzfilme zu vier Orten in Schwedt
Die vier Kurzfilme zu vier Orten sind zu sehen auf YouTube unter: https://www.youtube.com/watch?v=zDXsOe0iAik&list=PLJvyoEKV1pEd5wgbx0asXb12wkTHlPCIv
Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a der Bertolt-Brecht-Grundschule zeigten am 9. November 2015 im Theater Stolperdraht e.V. zum Abschluss des Kooperationsprojektes der Brandenburgischen Architektenkammer und der Filmbildungsinitiative Kinder machen Kurzfilm mit dem Titel „Lieblingsplätze!? Die Stadtentdecker“ in Schwedt ihre Projektergebnisse - vier Kurzfilme als Videopostkarten. Mit einem ganz eigenen Blick erzählen die vier Filme eine kleine Geschichte über Orte, die die Kinder in Schwedt entdeckt und aufgespürt haben.

An diesem Montag im November war es dann soweit - die Filme wurden das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Wie schon bei vorangegangenen Projekten versammelten sich an diesem Tag im Saal des Theaters Stolperdraht e.V. die Eltern und Geschwister, Schulleitung, Lehrer und Lehrerinnen, Vertreter der Stadt, interessierte Mitglieder der Architektenkammer und Bürger aus Schwedt, um sich diesmal die vier enstandene Kurzfilme zu Orten in Schwedt anzuschauen.
Die Auswahl der Orte trafen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a, angeregt durch die Stadtspaziergänge mit ihrer Lehrerin Frau Rahn und den Expertinnen von außen. Die Kinder wurden begleitet und unterstützt durch die künstlerische Projektleiterin der Filmbildungsinitiative, Gabriela Zorn, durch das Filmteam und durch die projektbegleitende Architektin, Martina Nadansky.
Der stellvertretende Bürgermeister, Lutz Herrmann, begrüßte die anwesenden Gäste und bedankte sich bei allen, die dazu beigetragen haben, dass das Kooperationsprojekt, das in dieser Kooperation und Form erstmalig war, in Schwedt durchgeführt werden konnte. Er wandte sich dann mit der wichtigsten Frage aus Kindersicht an die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a: „Was war denn für euch das Spannendste an der ganzen Sache?“ So unterschiedlich wie die Kinder, so waren auch deren Antworten: „Das Drehen“, antwortetete ein Schüler. „Die Orte zu finden und zu bestimmen“, meinte ein Mädchen. „Das man immer im Team gearbeitet hat“, „ das Arbeiten an der Trickbox“, antworteten ein Mädchen und ein Junge der Klasse 6 a. Das kann sich Lutz Herrmann gut vorstellen, „Teamarbeit, das kann man bei dem Projekt ganz prima lernen und am Ende kommt dann noch etwas dabei raus, was man sich immer wieder ansehen kann.“
Martina Nadansky und Gabriela Zorn verdeutlichten bei Ihrer Begrüßung nochmal das Projektprinzip. „Wir haben die Stadt entdeckt, wohlbekannte Orte sollten durchaus anders wahrgenommen werden.“ Die Wahrnehmung von Stadt, von Bekanntem zu schärfen und mit dem Medium Film, also in 3D, zu verknüpfen, das machte diesmal das Projekt aus. Für Gabriela Zorn lag das Besondere daran, den Blick der Kinder auf ihre Stadt durch die Kamera abzubilden.
Es wurden vor Projektbeginn Fragen an die Kinder gestellt. Was kann ich Neues in meiner Stadt entdecken? Es sollten durchaus Dinge genannt werden, die nicht so gut gefallen. Die Orte, die dann ausgesucht wurden, sind typisch für Schwedt. Sie haben bei allen Schülerinnen und Schülern Interesse hervorgerufen und boten den Anlass, etwas zu verändern. Also Orte, die aus Sicht der Kinder nicht perfekt sind. Orte, die man kennt. Orte, die man erkennt. In den Videopostkarten werfen die Kinder ihren ganz eigenen Blick auf die vier Orte. Heraus gekommen sind dabei vier sehr unterschiedliche Filmgeschichten zu Orten in Schwedt: zum Bollwerk an der Oder, zum Vorplatz der evangelischen Katharinenkirche vom Kirchturm aus gesehen und gefilmt, zu den großen und leeren Freiräumen vor den Uckermärkischen Bühnen (von den Schwedter umgangssprachlich auch UBS genannt) und zu dem verlassenen Polizeigebäude am Bahnhofsplatz in Schwedt.
Um das Publikum an der Enstehung der einzelnen Filme teilhaben zu lassen, hatten sich die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Klassenlehrerin jeweils eine musikalische oder schauspielerische Darbietung als Filmeinführung einfallen lassen. Vier Schülergruppen bereiteten die Zuschauer mit eigenen kleinen Bühnenshows und musikalischen Auftritten auf die Filme vor.
Im Anschluss an die Filmpräsentation fand das Stadtentdecker-Gespräch im gewohnten Rahmen statt. Neben Schülern und Schülerinnen aus der Klasse saßen in der Gesprächsrunde die wichtigen, projektbeteiligten Personen. Die Stadt wurde vertreten durch Daniela Müller, Architektin im Stadtplanungsamt von Schwedt und maßgeblich beteiligt daran, dass das Projekt in dieser Form durchgeführt werden konnte. Sie zeigte sich am Schluss des Gespräches sehr beeindruckt von der Perspektive und von den Äußerungen der Kinder über ihre Stadt. Sie berichtete von einer bevorstehenden Umfrage der Stadt an Jugendliche und entschloss sich spontan, aufgrund ihres Eindruckes der Grundschüler im Stadtentdecker-Gespräch, den Kreis der Beteiligten auszuweiten und den Schülern und Schülerinnen dieser Klassenstufe auch die Teilnahme an der Stadtumfrage zu ermöglichen.
„Man sieht die Orte nachher mit ganz anderen Augen.“ Die Freifläche vor den Uckermärkischen Bühnen z.B. erschien plötzlich allen Kinder als groß und leer, weil man sich dort aufgehalten und umgeschaut hatte. Oder die Gullys auf dem Kirchenvorplatz bekamen nach dem Dreh plötzlich eine Bedeutung, weil man diese in der Choereografie umlaufen hatte und diese dem Platz ein Muster geben, das man räumlich abgeschritten war. Die Klassenlehrerin unterstrich im Gespräch diesen Eindruck. „Wir waren heute nochmal auf dem Kirchenvorplatz und dieser ist jetzt nach dem Projekt für alle ein ganz neuer Platz geworden.“ Die Choereografie hat nämlich etwas klar gemacht. Wie kann Begrenzung von Raum Kindern vermittelt werden? Im Projekt und durch die Choreografie im Film gelang dies mühelos und wie nebenbei.
Machen Sie sich selbst ein Bild vom Blick der Kinder auf Schwedt und schauen Sie sich die vier Kurzfilme über diesen Link auf YouTube an! https://www.youtube.com/watch?v=zDXsOe0iAik&list=PLJvyoEKV1pEd5wgbx0asXb12wkTHlPCIv
Anja Kotlan, BA Referentin Öffentlichkeitsarbeit
Beitrag in: Deutsches Architektenblatt 01/2016