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Architektur und Schule

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Brandenburgische Architektenkammer

"Die Stadtentdecker" des Ev. Gymnasiums Hermannswerder entwerfen ihren 'Raum der Stille'

Die Bundesstiftung Baukultur in Potsdam bot Ende Februar den feierlichen Rahmen für den Abschluss eines ungewöhnlichen Stadtentdecker-Projektes. Im Seminarkurs Kunst am Evangelischen Gymnasium Hermannswerder konnten sich Schülerinnen und Schüler ab der elften Klasse fast zwei Jahre lang mit Architektur auseinandersetzen. Nachdem sie im ersten Halbjahr Potsdamer Bauten und ihre Architekten studiert und dabei architektonisches Grundwissen erworben hatten (DAB 03/2016), erprobten die Jugendlichen ihre Kreativität an eigenen Entwürfen. Die Aufgabe eines „Raumes der Stille“, als kleines Bauwerk auf dem Schulgelände, hatte der Förderverein der Schule angeregt - durchaus mit Blick auf eine mögliche Realisierung.

Die Bundesstiftung Baukultur in Potsdam bot Ende Februar den feierlichen Rahmen für den Abschluss eines ungewöhnlichen Stadtentdecker-Projektes. Im Seminarkurs Kunst am Evangelischen Gymnasium Hermannswerder konnten sich Schülerinnen und Schüler ab der elften Klasse fast zwei Jahre lang mit Architektur auseinandersetzen. Nachdem sie im ersten Halbjahr Potsdamer Bauten und ihre Architekten studiert und dabei architektonisches Grundwissen erworben hatten (DAB 03/2016), erprobten die Jugendlichen ihre Kreativität an eigenen Entwürfen. Die Aufgabe eines „Raumes der Stille“, als kleines Bauwerk auf dem Schulgelände, hatte der Förderverein der Schule angeregt - durchaus mit Blick auf eine mögliche Realisierung.

Als Vorübung stellten die Kunstlehrerin Alexandra Schraepler und der Architekt Peter Neideck die Aufgabe, im Modell zwei möglichst unterschiedliche Räume zu verbinden. Außer dem Material war nichts vorgegeben. Rasch erkannten die Schülerinnen und Schüler, wie leicht sich mit Papier und Kleber spannende Raumwirkungen erzeugen lassen.

Auch für den „Raum der Stille“ gab es kaum Vorgaben. Verbindlich war die Grundfläche von maximal 20 m2. Vieles mussten die Kursteilnehmer/innen selbst erarbeiten.
In einem ersten Schritt sollten sie ihre Vorstellungen eines solchen Raumes - und damit ihr Programm formulieren. Die Texte der Jugendlichen machten deutlich, dass die persönlichen Wünsche nach Rückzug und Besinnung vom Refugium für ein, zwei Personen bis zum gemeinschaftlichen Treffpunkt reichten.

Die Frage der Nutzung ist auf Hermannswerder eng verflochten mit dem Ort. Anhand historischer Karten und Fotos erläuterte Peter Neideck die Entwicklung der Halbinsel, die vom Landschaftsraum des Templiner Sees wie von den Gründerzeitbauten der Hoffbauerstiftung geprägt ist. In der gemeinsamen Begehung des Geländes wurden verschiedene Standorte diskutiert. Kritisch sahen viele Schülerinnen und Schüler das Nebeneinander von einem Raum der Stille mit dem lauten Schulhofbetrieb. Bei ihrer Ortswahl wichen deshalb viele in die entlegenen Winkel des Schulgeländes aus oder stellten ihre Bauten jenseits des Schilfgürtels ins Wasser.

Den Auflagen für den Ort als Baudenkmal und Landschaftsschutzgebiet trug die Aufgabenstellung durch die Forderung nach einem temporären oder mobilen Bauwerk Rechnung. An exemplarischen Bauten lernten die Schülerinnen und Schüler, wie aus dieser Beschränkung besondere Formen entstehen. Zusätzliche Anregungen gab eine Exkursion nach Berlin, auf der außer der Gedächtniskirche das Ehrenmal der Bundeswehr besucht wurde. Wegeführung, Lichtstimmung und Materialwirkung ließen sich überzeugend an beiden Beispielen beobachten.

Mittels Skizzen und Arbeitsmodellen entwickelten die Schülerinnen und Schüler die Konzepte für ihren Raum der Stille. Den „Bauplatz“ täglich vor Augen, justierten einige die Position ihres Projektes nach, verwarfen erste Ideen und begannen von neuem. Andere hielten an ihrem Ansatz fest und verfeinerten diesen bis ins Detail. Für alle zeigte sich nach und nach der Anspruch der Aufgabe.
Die Namen, die einige Schülerinnen und Schüler ihren Projekten gaben - Cocon, Waterlily, Anblick des Tages – deuten tiefe Auseinandersetzungen mit dem Thema an. Ihre Entwürfe suchen Anknüpfungspunkte vor Ort: einen Baum, die Uferkante, den vorhandenen Steg. Sie richten sich meist zum Wasser, einige inszenieren den weiten Ausblick auf den Templiner See. Andere orientieren sich nach innen, um ruhige Gehäuse mit besonderen Lichtstimmungen zu schaffen. Ein Schüler entwarf einen japanisch anmutenden Pavillon, der durch bewegliche Wände unterschiedlichste Raumkonstellationen ermöglicht. Trotz der engen Zusammenarbeit im Kurs entstand eine beeindruckende Vielfalt an Lösungen.

Das Licht spielt auch bei der Darstellung eine tragende Rolle. Jede/r Schüler/in fotografierte sein/ihr Modell selbst, um bei verschiedener Beleuchtung festzustellen, wie anders der Raum wirkt. Fotos und Zeichnungen ihrer Entwürfe montierten die Jugendlichen auf großformatige Plakate, so dass der Seminarkurs endete, wie er in der ersten Etappe begonnen hatte.
Für ihre Präsentation in der Bundesstiftung Baukultur erhielten die Schülerinnen und Schüler viel Beifall. Im anschließenden Stadtentdeckergespräch stellte sich erwartungsgemäß die Frage nach der Realisierung eines Raums der Stille. Die sei nicht entscheidend, meinte Peter Neideck. Durch die Demonstration ihrer eindrucksvollen Ideen hätten die Schülerinnen und Schüler einen wichtigen Anstoß gegeben, der in jedem Fall Wirkung zeige.

Peter Neideck, projektbegleitender Architekt

Beitrag in: Deutsches Architektenblatt 05/2017