"Die Stadtentdecker" der Klasse 6b an der Erich-Kästner-Grundschule in Cottbus
Erstmalig hat im Rahmen des Projektes „Die Stadtentdecker“ eine Schulklasse in Brandenburg in drei aufeinanderfolgenden Schuljahren teilgenommen. Die heutige Klasse 6b hat sich als 4b intensiv mit dem Mittelalter und den Ursprüngen der Stadt Cottbus befasst. In der fünften Klasse stand die Analyse des städtischen Ist-Zustandes im Fokus: die Schüler markierten auf einem Stadtplan Orte an denen sie sich wohl bzw. unwohl fühlten. Die so entstandene Stadtkarte der Wohlfühl- und Unorte war Ausgangspunkt für das Stadtentdeckerprojekt in der sechsten Klasse.
Zu Beginn des diesjährigen Projektes wurde mit den Schülern diskutiert, wie man sich mit dem Thema „Zukunft“ befassen wollte. In der Diskussion wurde schnell deutlich, dass die nur ein Jahr zuvor festgehaltenen „Unorte“ und „Wohlfühlorte“ einen Wandel in der Wahrnehmung der Kinder erfahren haben. So wurden zum Beispiel die Unorte Teehäuschen und Skaterbahn in der Puschkinpromenade in diesem Jahr eher als interessante Orte angesehen, die jedoch offensichtlich ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung haben.
Daraus erwuchs die Idee durch einen Aktionstag öffentliches Interesse für diese Orte zu generieren. In Gesprächen mit Vertretern der Fachbereiche Stadtentwicklung, Immobilien und Grünflächen haben die Schüler sich kundig gemacht über Grenzen und Möglichkeiten ihres Engagements. Für den Aktionstag wurden sowohl Aktivitäten wie z. B. das Überstreichen
von Graffiti und Aufräumarbeiten vorbereitet als auch jeweils eine Präsentation vorbereitet, anhand derer Passanten über das Anliegen der Schüler unterrichtet wurden.
Da aus Sicht der Schüler ihr eigenes Engagement für eine nachhaltige Entwicklung der Orte nicht vollständig ausreichte wurde durch eine Teilgruppe ein Brief mit der Bitte um Fürsorge an den Oberbürgermeister formuliert und am 28.06. überreicht. Am 19.07. wurde in einem Telefonat zwischen Martina Theunert und Bürgermeisterin Tzschoppe in Aussicht gestellt, dass für das Haushaltsjahr 2018 Mittel zur Überarbeitung der maroden Oberflächen an der Skaterbahn bereit gestellt werden.
Die Teilgruppe, die sich mit dem Teepavillion auseinander gesetzt hat, hat am Aktionstag eine überraschend große, mediale Aufmerksamkeit generiert. Die Instandsetzungsarbeiten bzw. das Weißen der Graffiti in Kombination mit den Präsentationen und einem neuen Schild, welches für mehr Aufmerksamkeit wirbt, hat in den sozialen Netzwerken ein großes, positives Echo hervorgerufen („Du kommst aus Cottbus, wen… Du die Stadtentdecker kennst“).
Die dritte Teilgruppe hat sich aus eigener Veranlassung mit einem aktuellen Bauvorhaben auseinander gesetzt: das ehemalige Wichernhausgelände sollte nach Vorstellung der Schüler ein Ort der Begegnung zwischen Kindern, Jugendlichen und sozial schwach gestellten Obdachlosen werden. Dieses Teilprojekt wurde ebenfalls präsentiert, die Modelle sind noch an der Schule vorhanden.
Bemerkenswert ist bei allen teilnehmende Schülern der Wandel von anfänglicher wohlwollender Neugier (Klasse 4) zu teilweise äußerst selbstbewusst und dennoch sensibel auftretenden, sozial hoch motivierten und jungen Akteuren.
Glücklich ist eine Stadt, die solche Kinder hat!
Christian Keller, projektbegleitender Architekt
Beitrag in: Deutsches Architektenblatt 10/2017