Nauen 2017 - "Die Stadtentdecker" erkunden ihre Stadt
Mit einem Kennenlerntag startete im März 2017 zum zweiten Mal das Projekt „Die Stadtentdecker“ in Nauen. Den Einstieg in das Projekt „Wahrnehmen der eigenen Lebenswelt“ fand die Klasse 6a der Dr. Georg Graf von Arco Grundschule, indem sie das Beschreiben von Atmosphären mit Hilfe einer langen Liste von Adjektiven und einem reichhaltigem Angebot ganz unterschiedlicher Bilder erprobte. Fünf Collagen entstanden, deren selbst erdachte Orte: Farbenfroh, Abenteuernacht, Entspannung, Haus am Wasser und Alles in Einem durch diese ungewohnte Art der Schilderung sinnlich erfahrbar gemacht werden konnten. Nach dem gleichen Prinzip fertigten die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an den Stadtspaziergang Poster von den besuchten Orten an.
Mit einem Kennenlerntag startete im März 2017 zum zweiten Mal das Projekt „Die Stadtentdecker“ in Nauen. Den Einstieg in das Projekt „Wahrnehmen der eigenen Lebenswelt“ fand die Klasse 6a der Dr. Georg Graf von Arco Grundschule, indem sie das Beschreiben von Atmosphären mit Hilfe einer langen Liste von Adjektiven und einem reichhaltigem Angebot ganz unterschiedlicher Bilder erprobte. Fünf Collagen entstanden, deren selbst erdachte Orte: Farbenfroh, Abenteuernacht, Entspannung, Haus am Wasser und Alles in Einem durch diese ungewohnte Art der Schilderung sinnlich erfahrbar gemacht werden konnten. Nach dem gleichen Prinzip fertigten die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an den Stadtspaziergang Poster von den besuchten Orten an.
Die Funkanstalt Nauen beeindruckte durch große lichtdurchflutete Hallen und blieb als „Nauen, der Mittelpunkt der Welt“ in Erinnerung. Das Kirchenschiff der Nicolai-Kirche und die Begegnung mit dem Pastor waren für die Meisten ganz neue Erfahrungen. Fasziniert wurde festgestellt, dass der Raum, nachdem der Kirchturm mit seiner meterdicken Mauer durchschritten war, die Eingetretenen wie von selbst leise und respektvoll werden ließ.
Im alten Rathaus von Nauen besuchten wir den Rathaussaal. Einige der Schüler ergriffen die Möglichkeit auf dem Stuhl des Bürgermeisters Platz zu nehmen. Nach der Besprechung am großen ovalen Tisch konnte sich die Klasse eine Stadtverordnetenversammlung deutlich besser vorstellen. Im Anschluss wurde der Stadtpark bei Sonnenschein, blauem Himmel und erstem Frühlingsgrün in Besitz genommen. Zum Abschluss erkundete die Klasse auf eigene Faust die zentrale Einkaufsstraße der Nauener Altstadt. Möglicherweise war die Begeisterung für den eigenen Einkauf von Döner, Pizza und Eis so groß, dass die Wahrnehmung der einzelnen Ortsqualitäten der Mittelstraße ein wenig auf der Strecke blieb.
Wie beschreibe ich die Qualität eines Ortes?
Die Schülerinnen und Schüler vertieften die Thematik der bewussten Wahrnehmung ihrer Lebenswelt, indem jeder von ihnen am nächsten Projekttag den Mitschülern den eigenen Lieblingsort vorstellte. Die Unterschiedlichkeit der Orte in Qualität und Lage beeindruckte uns alle. Auf diese Weise kamen auch die kleineren Orte aus der Umgebung Nauens zum Vorschein. Den Vorschlag, die eigenen Lieblingsorte in einem Buch zusammenzufassen, fand die ganze Klasse gut. Der Titel sollte lauten:
Nauen und Umgebung als Mittelpunkt der Erde - ein Reiseführer zu den Lieblingsorten der Klasse 6a als Willkommensgeschenk für ortsfremde Kinder
Welche Qualitäten machen einen Ort zum Lieblingsort?
In einem Gesprächskreis wurden dafür die Kriterien zusammengetragen. Die Klasse fand sechs Kategorien, unter die sie die jeweiligen Lieblingsorte gruppierten: Entspannung, Freiheit, Natur, Ruhe, Zuhause, Spaß und Freude. Eine Gruppe ergänzte die Auswahl durch Unorte. Sie stellten fest: „Unorte sind für uns „verlassene oder hässliche Orte“. Dennoch gehören Unorte zu einer Stadt und prägen ihr Bild. Auch Unorte können von Menschen wertgeschätzt werden und ihren bestimmten Reiz haben. Oft haben besonders ältere Leute eine Beziehung zu Unorten, weil diese vielleicht früher einmal schön und attraktiv waren. Wenn diese Orte dann abgerissen werden, entsteht nicht nur eine Lücke im Stadtbild, sondern auch in den Herzen der Menschen.“
Der Nauen - Reiseführer
Die Kapitel beginnen mit den Begriffsklärungen. Anschließend wird der jeweilige Lieblingsort beschrieben und mit eigenen Fotos veranschaulicht. Am Ende lassen Geschichten den Ort beim Leser lebendig werden. Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Nauen, wurde das kleine Buch in einer Auflage von 100 Stück gedruckt. Jeder Schüler erhielt ein Exemplar. Die anderen liegen im Bürgerbüro der Stadt bereit. Die Schule verteilt die Bücher als Willkommensgeschenke für neu nach Nauen kommende Kinder. Zwei Mädchen aus dem Iran und aus Afganisthan bereicherten das Büchlein durch die Übersetzung einzelner Worte auf Farsi. Vielleicht findet das Buch auch beim Erlernen der deutschen Sprache Verwendung.
Bei der Präsentation im Rathaussaal schlüpften die Schülerinnen und Schüler schließlich selbst in die Rolle ihrer Lieblingsorte. Sie nahmen die Zuschauer mit auf eine ganz besondere Reise durch Nauen und ließen die Orte über ihre Freuden und Leiden berichten.
Dorothee Mayer-Gerltt, projektbegleitende Architektin
Beitrag in: Deutsches Architektenblatt 10/2017