VIP Neuruppin - "Die Stadtentdecker" waren wieder unterwegs
Die Stadtentdecker waren wieder unterwegs! Im Herbst 2017 wurden 23 Schüler der Klasse 6a der Grundschule Rosa- Luxemburg in Neuruppin mit ihrer Klassenlehrerin Kerstin Eipel von Architektin Martina Nadansky/ Hohen Neuendorf betreut.
VIP Neuruppin
Stadträume werden durch Menschen geformt und durch Menschen erlebt. Die Stadtgeschichte Neuruppins ist reich an Prominenz- im Mittelpunkt des Stadtentdecker-Projektes standen daher diesmal 4 berühmte Persönlichkeiten, die in Neuruppin geboren wurden oder gelebt haben, und deren Spuren bis heute in der Stadt ablesbar sind:
- Theodor Fontane, der Autor der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, geb. 1819 in Neuruppin als Apothekersohn. Die Löwenapotheke, in der auch er den Beruf des Apothekers gelernt hatte, existiert bis heute unter diesem Namen.
- Karl Friedrich Schinkel, der preußische Architekt, Künstler und Bühnenbildner, hat als 6-Jähriger den Großen Stadtbrand 1787 und den nachfolgenden Wiederaufbau Neuruppins erlebt, was ihn angeblich zur Berufswahl inspirierte. Die Familie wohnte nach dem Tod des Vaters im sog. Predigerwitwenhaus, das heute von der Schinkel- Gesellschaft genutzt wird.
- Die Kaufmannsfamilie Gentz, durch den Handel mit Torf im 19. Jahrhundert wohlhabend und einflussreich geworden, hat lange die Geschicke der Stadt beeinflusst. Eine Grundschule ist heute nach dem Maler Wilhelm Gentz benannt.
- Friedrich II. hat als junger Kronprinz im Tempelgarten mit Apollotempel ab 1736 glückliche Jugendjahre erlebt. Die geheimnisvolle Grotte unter dem Tempel könnte dabei eine Rolle gespielt haben.
Die Orte, denen unsere VIPs verbunden waren, haben wir mit mehreren Stadtspaziergängen aufgesucht. Im Geschichtsunterricht wurden parallel dazu Hintergrundinformationen, die den Bezug der VIPs zu einem besonderen Ort oder Ereignis in Neuruppin beschreiben, erarbeitet.
In der Projektwoche haben wir diese traditionellen Bezüge transformiert und uns gefragt: Wie sähe heute eine Apotheke der Zukunft aus? Wie würde Schinkel heute bauen? Welche Erfindung würde ein Kaufmann heute in seinem Showroom ausstellen? Und wie würde sich Friedrich heute seinen Partykeller unter dem Apollotempel einrichten?
So entstand eine spannende Zeitreise, die mit Hilfe von visionären Architekturmodellen zum (Er)-Leben erweckt wurde. Der Name jeder Gruppe ist dabei auch ihr Programm: „Die Fontis“, „Die Schinkelchen“, „F.G.‘s Company“ und „Fritz Kids“- die Transformation in die Zukunft gelang durch den Bezug zur Geschichte. In der Präsentation im Ratssaal haben wir uns mit Methoden aus Theater und Performance auch mit interessanten Details, die wir bei der Recherche entdeckt hatten, in das Lebensgefühl unserer VIPs hineinversetzt. Fontane verbarg beispielsweise wohl hinter seinem berühmten Schnauzbart schlechte Zähne, und Friedrichs spezielle, leicht nach vorn gebeugte Gangart ist auch berühmt.
Martina Nadansky, Architektin
Beitrag in: Deutsches Architektenblatt 02/2018