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Brandenburgische Architektenkammer

"Die Stadtentdecker" lernen vom Bauhaus

Potsdamer Schüler erkunden Bauten der frühen Moderne
2019 jährt sich die Gründung des Bauhauses zum 100. Mal. Das bevorstehende Jubiläum der weltbekannten Hochschule für Gestaltung war Anlass für den Seminarkurs Architektur des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder die Spuren der Bauhauszeit in Potsdam zu erkunden.

 

 

In der von barock bis historistisch geprägten Landeshauptstadt erschließt sich die Architektur der frühen Moderne nicht auf den ersten Blick. Ein erstes Beispiel fanden die Elftklässler jedoch direkt vor ihrer Schultür auf der Halbinsel Hermannswerder: Das Feierabendhaus, das in den 1930er Jahren von Paul Krebs als Wohnheim für pensionierte Diakonissen errichtet wurde und heute die Verwaltung der Hoffbauer-Stiftung aufnimmt. Bei einer Besichtigung erlebten die Schüler die besonderen Qualitäten des Hauses, etwa das übereck verglaste Treppenhaus, die originalen Einbaumöbel im Speisesaal oder die gerundete Fensterfront des Wintergartens.

Mit Einsteins Sommerhaus in Caputh, dem Sportpark am Luftschiffhafen und der Gewoba-Siedlung in Babelsberg nahmen die Jugendlichen drei weitere exemplarische Bauwerke unter die Lupe. Begleitet von ihrer Kunstlehrerin Alexandra Schraepler und dem Architekten Peter Neideck sammelten die Schülerinnen und Schüler Informationen zu den Gebäuden und ihren Architekten vor Ort, in der Literatur und im Internet. Sie maßen, fotografierten und bauten Modelle - wie von einer Gebäudeecke des Einsteinhauses, mit der sie die Konstruktion des Holztafelbaus nachvollzogen.

Bei ihren Nachforschungen stellten die Jugendlichen fest, dass viele neue Ideen aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts noch immer Vorbildcharakter haben. So lässt sich auch bei der Lösung aktueller Aufgaben vom Bauhaus lernen: Wie auf kleinem Raum gute Wohnungen zu organisieren sind und beim Bau durch Vorfertigung Zeit und Kosten gespart werden. Wie sich mit einfachen Mitteln, etwa stimmigen Proportionen und dem Einsatz von Farbe, abwechslungsreiche Fassaden gestalten lassen. Und wie wichtig trotz aller Optimierung die sozialen Aspekte des Bauens sind.

Beim Stadtentdeckergespräch im Haus der Architektenkammer bestätigte Leonie Eilers vom MIL die hohe Aktualität der Themen. In der vorausgehenden Präsentation hatten die Schüler nicht nur ihr umfangreiches Wissen präsentiert, Fotos der Gebäude von früher und heute gegenübergestellt oder die Potsdamer Bauten mit zeitgenössischen Beispielen aus Berlin verglichen. Eine Gruppe zeigte mittels Computersimulation bereits Ideen, wie sie eine Wohnung der 20er Jahre verbessern würde. Nach einem Halbjahr Theorie werden die Jugendlichen in der zweiten Kursphase nun eigene Entwürfe fertigen – im Sinne des Bauhauses natürlich.

Peter Neideck,
projektbegleitender Architekt
Vorsitzender AG Architektur + Schule

Beitrag in: Deutsches Architektenblatt 03/2018