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Architektur und Schule

Brandenburger Architekt(inn)en bieten Unterstützung an

Brandenburgische Architektenkammer
Nikolai Koehler

Ein Sinnespfad auf dem Schulhof

Ein Schulhof hat meistens Gestaltungsbedarf. Entweder zu alt, zu abgenutzt oder schlichtweg fehlen Angebote. Wenn Eigeninitiative gewählt wird, dann sollten die Projekte überschaubar sein und nicht über Gebühr binden. Ein Sinnespfad (oder Sinnesgarten) ist ein an die Bedürfinsse der Schule anpassbares, modulares Konzept. Es lässt sich daher in einem Workshop, einer Projektwoche aber auch im regulären Unterricht realisieren. Der Bau des Sinnespfades erfolgte auf Wunsch der Schule, den Schulhof zu bereichern. Als L’Architekt und Vater konnte ich die Lehrer beraten und ein Projekt mit ihnen realisieren, was an einem Projektwochenende in Zusammenarbeit von Schülern, Eltern und Lehrer umgesetzt wurde. Ein Sinnespfad ist so flexibel in der Ausstattung, dass er in vielen Fächer umgesetzt werden kann (Kunst, Sachunterricht, Erdkunde, Biologie, Naturwissenschaften...).

Projektablauf

Als Vorgabe wurde ein Plan vorgestellt, um allen einen Eindruck zu vermitteln:

  • Wie groß / lang / breit kann der Pfad sein
  • Was für Materialien sind möglich
  • Vorbild und Anregung zu geben für die Umsetzung

Im Plan werden 12 Felder gezeigt, die Anzahl sollte nicht unter 7 Felder liegen, da es sonst zu eintönig wird, es gibt keine Obergrenze, Lehrer und Schüler sollten sich aber nicht „überheben“, denn auch die Materialbeschaffung erfordert Aufwand. Es ist sinnvoll, zwischen den Feldern einen „Stopper“ einzubauen, hiermit lassen sich Richtungswechsel einfach realisieren und es ist als „Leerfeld“ zwischen den Sinnesfeldern auch im Ablauf sinnvoll.
Für einen Sinnespfad werden folgende Materialien benötigt :

  • jedes Feld hat eine Größe von ca. 1,75 x 1,00 m, also 1,75 m²
  • Für die Füllung wird eine Stärke von 10 - 20 cm benötigt (Siehe hierzu Tabelle unten) 
  • Die Rahmen werden aus einfachen, ungehobelten Schalbrettern (Länge 3-4 m Stärke ~1,5 cm, Höhe ~15-20 cm ) erstellt. Es ist sinnvoll, mit Holzpflöcken die Stellung zu fixieren, es können aber auch mit Winkeln Rahmen gebaut werden. 
  • Für die Füllungen kann eigentlich jedes verletzungsfreie Material verwendet werden. Im Plan und diesem Flyer sind einige Möglichkeiten aufgeführt, das Spektrum ist aber annähernd unbegrenzt. Es gibt sogar Spezialglas, das sehr schön aussieht, sich toll anfühlt und nicht schneidet. Ideal sind aber alle Materialien, die von den Schülern als interessant ausgewählt wurden.

Vorbereitung

SteineDie Schüler können die Materialien für den Sinnespfad mit den Füßen entdecken. Die Aufgabe, Materialien zu entdecken findet schnell Begeisterung. Kleine Gruppen können das Schulgelände barfuß nach taktilen Erlebnissen untersuchen, den Heimweg oder das Umfeld zu Hause. Schnell ist eine große Vielzahl an Materialien zusammengestellt. Der sinnvolle Filter für die Auswahl ist die Verfügbarkeit von Material und Geld für die Beschaffung.
Wenn Finanzierungsmittel oder Spender verfügbar sind, können auch thematische Pfade entwickelt werden:

  • Steine: unterschiedlichste Mineralien und Materialien (Beton, Natursteinpflaster, Gleisschotter, Kiesel, Sand, Flußsteine, Marmor und Co aus dem Baummarkt)
  • Hölzer: nach Holzarten und Einbaurichtung, Bretter, Kanthölzer, Stämme, Holzscheiben, Rinde, Äste, Zweige, Blätter...
Massen - Flächen - Gewichte Wert Einheit
Länge 1,75 m
Breite 1,00 m
Fläche m² 1,75
Tiefe min 10 cm
Tiefe max 20 cm
Volumen min 175 l
Volumen max 350 l
Gewichte von einigen Füllstoffen    
Sand / Kies 1800 kg /m³
Granit (Platten) 2800 kg /m³
Holz 400-800 kg /m³

Die Umsetzung

  1. MoosThemenwahl und Entdecken der Materialien
  2. Auswahl der Materialien
  3. Beschaffung (Sammeln und Antransport)
  4. Auf dem Schulhof wird ein geeignete Fläche ausgewählt. Mit Bändern oder Schläuchen wird die Strecke ausgelegt (bitte auf Abstände zu angrenzenden Nutzungen achten).
  5. Abstecken des ersten Feldes, Ausschachten, Boden verbringen
  6. Zusägen der Schalbretter und Einbau des Rahmens
  7. Befüllen des ersten Feldes
  8. Bau des „Stoppers“
  9. nächstes Feld ....

Den Sinnespfad erkunden und nutzen

MulchGrundform: Ein Kind führt ein zweites Kind, dessen Augen verdeckt sind, das Kind ertastet (Füße) die Materialien. Bei kontinuierlichem Ablaufen kennen die Kinder nach dem 2. Durchgang alles auswendig, daher kann auch „chaotisch“ vorgegangen werden.
Variation: Die Wahrnehmung kann sich auch auf Temperatur, Festigkeit, oder Elastizität der Materialien beziehen.
Ist Holz in der Sonne wärmer als Kieselsteine?
Fühlt sich Holz immer gleich an?

Die Materialien können zum Anlass für Aufgaben genutzt werden: Jahresringe der Stämme zählen, verschiedene Strukturen und Farben der Materialien erkunden.

Veränderung: Je nach Materialverwendung können oder müssen die Felder ausgetauscht werden. (etwa Moos, Kienäpfel oder Gras sind kurzzeitig spannend, dann aber schnell „abgetreten“) der Veränderungsbedarf hat den positiven Aspekt, dass die Anlage „lebendig“ bleibt und somit auch spätere Klassen sich mit dem Pfad beschäftigen und sich verewigen können.
Die Identifikation der Schüler mit etwas, dass sie selbst gebaut haben, hält Jahre an.

Plan Sinnespfad Plan A1 - liegt zum Ausdruck als PDF-Datei vor